Missmutig
wacht diese französische Patronin mit beeindruckendem Gipsbein im Rollstuhl am Strand über das Treiben ihrer Familie – samt kläffendem Mischlingshund, der von ihren Enkeltöchtern mit Klaps zur Ruhe gebracht wird.
Die beiden Enkelinnen werden dann widerum von der Patronin mit Klaps zur Raison gebracht, wenn sie in ihre Reichweite kommen, die ist aber nicht all zu groß.
Also wird recht lautstak kommuniziert.
“ Ah- le chien!!! Venez!!… attention! Yves tu ne voies pas? ! … Ou là là personne n’écoute!!!“
Personne n‘ écoute?
Niemand hört mich?
Es wird mit einem Mal still. Ich und all die anderen Strandmenschen in Reichweite lauschen. Nur der Wind rauscht weiter vom Meer ans Land.
Der Engländer schräg hinter mir beginnt zu lachen.
Klipp klapp- fällt mir da ein- und ich muss an Wassermühlen denken, bevor ich mich wieder der Lektüre über den großen Sammler und Mäzen
Charles Ephrussi widme- eine schillernde Persönlichkeit.
Er kannte Marcel Proust.
Proust widerum war 1884 hier am Ort.
Mit Sicherheit hat der „Proustillon“ seine Beobachtungen der Strandmenschen angestellt – Abbild der Gesellschaft des Fin du siècle.
Ich beobachte nachdenklich die jetzige Besetzung der Strandmenschen als Abbild der Gesellschaft.
„Personne n‘ écoute!!!“, schreit die Patronin nochmal.
Eine Möwe – weit oben – antwortet ihr.
Wie seltsam Gedanken manchmal mäandern…